Mittwoch, 27. November 2024

Wo liegen die Grenzen der „Anpassung“? Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat für die Aufweichung der Baulichen Bestimmungen des Rahmenplans Leer-Weststadt gestimmt

 

Am 27. 11. 2024 hat im Rathaus der Ausschuss für Stadtentwicklung getagt und u. a. über eine Sitzungsvorlage vom 22. 10. 2024 zum Tagesordnungspunkt „Anpassung des Rahmenplanes Leer-Weststadt“ entschieden.

Die Vorlage des Bürgermeisters nennt die Gründe für die „Anpassung“: Der im Dezember 2019 beschlossene Rahmenplan für das Sanierungsgebiet Leer-Weststadt formuliere mit seinen im Anhang festgelegten „Baulichen Vorgaben“ aus der Sicht der Planer „sehr restriktive Regelungen“ für die bauliche Entwicklung im Sanierungsgebiet. Damit wollte der Rat der Stadt Leer 2019 in der Übergangsphase bis zur Verabschiedung neuer Bebauungspläne Bauvorhaben vermeiden, die späteren Bebauungsplänen widersprochen hätten. Zugleich sollte so eine unverhältnismäßige Nachverdichtung durch Mehrfamilienhäuser in den Einfamilienhauswohngebieten („große Klötze“) verhindert werden. Der Rahmenplan Weststadt sah in der letzten vom Stadtrat verabschiedeten Fassung aber keinen Entscheidungspielraum für Abweichungen von den Vorgaben vor. Dadurch habe man Bauvorhaben, die aus der Sicht der Planer „an sich sinnvoll“ gewesen wären, wegen „geringer Abweichungen“ ablehnen müssen.

Der Bürgermeister legte dem Ausschuss für Stadtentwicklung deshalb einen Beschluss zur Abstimmung vor, mit dem man in Zukunft die baulichen Vorgaben des Rahmenplans weniger restriktiv handhaben könne. Man wolle „geringe Abweichungen“ tolerabel machen, um damit auch in Grenzfällen eine sanierungsrechtliche Genehmigung zu ermöglichen. In Zukunft solle der regelmäßig nicht-öffentlich tagende Verwaltungsausschuss relativ kurzfristig über „fachlich vertretbare Abweichungen“ vom Rahmenplan beschließen können.

In der Einwohnerfragestunde wurden vor der Abstimmung über diesen Tagesordnungspunkt zwei Fragen gestellt:

Wie kann sichergestellt werden, dass die sehr vagen Formulierungen der Beschlussvorlage nicht dazu führen, Bauprojekte weit jenseits der Vorgaben des Rahmenplans zu ermöglichen, so dass es doch zur Errichtung der „großen Klötze“ kommt?

Wie kann angesichts der Entscheidungen im nicht-öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss im Sanierungsgebiet dennoch Transparenz über die Fortentwicklung des Quartiers hergestellt werden?

Letztere Frage wurde kurz damit beantwortet, dass der Verwaltungsausschuss immer schon nicht-öffentlich getagt habe. Damit ist aber die Frage nach den Möglichkeiten zur Schaffung von mehr Transparenz über Planung und Bauvorhaben im Sanierungsgebiet nicht beantwortet worden.

Zur ersten Frage wurde geantwortet, dass man sich bei den Genehmigungen immer im Rahmen des Baurechts bewege. Das Ziel sei die Schaffung zusätzlichen Wohnraums.

Nach Aussagen eines Vertreters der Sanierungsverwaltung und eines Ratsmitglieds der Grünen sei es in den dem Ausschuss für die Entscheidungsfindung vorgelegten Fällen tatsächlich nur um sehr geringe Abweichungen gegangen. Man könne nicht verantworten, diese abzulehnen, wenn dadurch Bauvorhaben verhindert würden. Dazu nahm abschließend der Fraktionsvorsitzende der SPD, Heinz Dieter Schmidt, noch einmal Stellung: Seine Fraktion würde im Vertrauen auf das Fachpersonal auch größeren fachlich vertretbaren Abweichungen vom Rahmenplan zustimmen.

Abschließend stimmte der Ausschuss für Stadtentwicklung folgender Beschlussvorlage zu: „Die ‚baulichen Vorgaben‘ zum Rahmenplan des Sanierungsgebietes Leer-Weststadt werden dahingehend fortgeschrieben, dass geringe Abweichungen / Überschreitungen nicht grundsätzlich zu einer Versagung der sanierungsrechtlichen Genehmigung führen. Beschlüsse zur Zulassung von Abweichungen fasst der Verwaltungsausschuss für jeden Einzelfall.“

Der Stadtrat hatte bereits 2019 die im Entwurf des Runden Tischs Weststadt vorgeschlagenen baulichen Vorgaben deutlich gelockert. Jetzt fasst er seine selbst gesteckten Grenzen noch einmal unschärfer. Wer definiert, was zulässig ist und was nicht? Wann kommt ein gültiger Bebauungsplan, der sich nicht einfach durch Ratsbeschluss aufweichen lässt?

Nach der Wortmeldung von Heinz Dieter Schmidt muss man gespannt sein, welche Veränderungen diese Beschlussempfehlung für die Weststadt mit sich bringt. Droht trotz aller gegenteiligen Beteuerungen damit auch wieder die Gefahr der Errichtung der „großen Klötze“? Der Verwaltungsausschuss berät die Vorlage am 17. 12. 2024 nicht-öffentlich, und der Rat der Stadt Leer entscheidet darüber am 18. 12. 2024 abschließend in öffentlicher Sitzung.

Freitag, 15. November 2024

Neujahrsempfang des Vereins für die Weststadt

 Der Verein für die Weststadt wird 

am 9.1.25 um 20:00h im Haus Hermann einen Neujahrsempfang 

veranstalten.

 

In gemütlicher Atmosphäre soll es einen Austausch über aktuelle Themen geben.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Mittwoch, 13. November 2024

Warum kann es nicht so bleiben wie es ist? – Eindrücke zur ersten Anliegerversammlung zur Erneuerung der Straßen Königskamp und Ohlthaverstraße am 13.November 2024

Der Zuruf aus dem Publikum mit dem Wunsch, doch alles lieber beim Alten zu belassen, bringt die Stimmung der betroffenen Anlieger bei der ersten Anliegerversammlung zur Erneuerung der Straßen Königskamp und Ohlthaverstraße gut zum Ausdruck. Die Stadt Leer hatte zu dieser öffentlichen Versammlung am 13.November 2024 um 17.00 in den Festsaal des Rathauses eingeladen. Zur Anliegerversammlung waren nur 15 betroffene Anlieger erschienen. Insgesamt konnte man etwas mehr als 20 Teilnehmer zählen, darunter interessierte Mitbürger:innen aus der Weststadt, zwei Ratsmitglieder:innen und städtische Mitarbeiterinnen aus dem Haus Hermann. Die schriftliche Einladung zu dieser Versammlung war erst am 4. November erfolgt. Von einem Anlieger kam deshalb die nachvollziehbare Kritik, dass die Einladung zu kurzfristig erfolgt sei. Frau Fuß beschrieb als Ansprechpartnerin der Bauverwaltung der Stadt Leer das Dilemma, dass zu früh ergangene Einladungen die Termine bei vielen Bürgern in Vergessenheit geraten ließen. Sie versprach, in Zukunft Einladungen mit ca. 2 ½ Wochen Vorlaufszeit zu verschicken.
 

Die Tagesordnung beinhaltete die Präsentation der beiden Umgestaltungspläne für die Straßen Königskamp und Ohlthaverstraße und die anschließende Diskussion mit den eingeladenen Zuhörern. Die Pläne wurden präsentiert von M. Hennemann und S. Oeltjen vom Ingenieurbüro Börjes GmbH & Co. KG aus Westerstede. Dieses Büro war auch für die Planungen für die Neugestaltung der Straßenzüge Torumer Straße, Wynhamer Straße, Dollartstraße und Enno-Ludwig-Straße („Neu-Amerika“) zuständig.
Die aktuellen Pläne basierten auf dem typischen modernen Erscheinungsbild der neu gestalteten Straßenzüge der Weststadt. Zusätzliche Planungsgrundlage war eine am 27. Mai 2024 stattgefundene Begehung und Befragung von einigen Anwohner:innen der beiden Straßenzüge, in der die Teilnehmenden den Mitarbeiterinnen der Stadt Anregungen und Wünsche für die Entwurfserstellung mitgaben. Die daraufhin entwickelten Entwurfspläne finden sich unter:


https://www.leer-weststadt.de/sites/leer-weststadt.de/files/pdf/Lageplan%20Ohlthaverstra%C3%9Fe_0.pdf

https://www.leer-weststadt.de/sites/leer-weststadt.de/files/pdf/Lageplan%20K%C3%B6nigskamp_0.pdf

Im Anschluss an die Präsentation dieser Entwurfspläne wurde zunächst der Planungsvorschlag für den Königskamp intensiv und energisch diskutiert. Im Laufe der Diskussion stellte sich heraus, dass weder die denkmalwürdige Siedlungsstruktur aus dem Jahr 1938 Berücksichtigung bei den Planungen gefunden hatte, noch der Bauverein als Besitzer der 15 historischen Doppelhäuser zu den Planungen befragt worden war, was zu offensichtlich Planungsfehlern wie z.B. fehlenden Einfahrten für die Doppelhäuser führte. Der Bauverein hatte sich bei der Begehung am 27. Mai entschuldigen lassen und war danach nicht mehr kontaktiert worden.

Anscheinend waren nur zwei der im Rathaus Anwesenden auch als Anwohner:innen bei der Begehung und Befragung am 27. Mai 2024 dabei gewesen, so dass sich jetzt eine andere Erwartungshaltung für die Entwurfserstellung entwickelte: eine angepasste Lösung für die Überquerung der Ubbo Emmius-Straße zum Lidl-Markt an der westlichen Einmündung, durchgezogene Bürgersteige, keine doppelte Verschwenkung der Straße, ein durchgängiger Straßenbelag, keine Grünbeete, die später nicht gepflegt werden könnten etc. Es wurde der ausdrückliche Wunsch geäußert, die Straßengestaltung mit der denkmalwürdigen Siedlungsstruktur in Einklang zu bringen.
 

Die Präsentation für die Planungen zur Olthaver Straße traf dagegen auf weitgehende Zustimmung und rief nur wenig Widerspruch hervor. Bei der Einfahrt in die Olthaver Straße solle so geplant werden, dass eine Straßenverengung durch ein Grünbeet nicht zu Rückstaus in den Pastorenkamp führe. Am Ende wurde zusammengefasst, dass man auf der Grundlage der Diskussion für die Olthaver Straße noch 2025 mit dem Ende der Planungen und der Umsetzung rechnen könne, während die Planungen für den Königskamp neue Entwürfe erforderlich seien, die in einer weiteren Anliegerversammlung präsentiert und diskutiert werden müssen. Nach diesen Erfahrungen, die an den schwierigen Prozess für die Neuplanung der Straßenzüge in der historischen Siedlung zwischen Torumer Straße und Enno-Ludwig-Straße erinnern, stellt sich die Frage, wie repräsentativ und valide das Vorgehen der Stadt bei diesen Planungen tatsächlich den Willen der Bürger widerspiegeln kann. Die Befragungsergebnisse erscheinen eher zufällig und können deshalb von mal zu mal konträr sein. Und von aktiver Bürgerbeteiligung kann bei dieser Resonanz auch kaum die Rede sein. Der Runde Tisch, kaum ist er abgeschafft worden, fehlt den Bürgern der Weststadt für Austausch und Information und den städtischen Planern zur Legitimation ihrer Entscheidungen. Der Runde Tisch konnte diese doch thematisch eng fokussierten Veranstaltungen mit angrenzenden, in anderen Veranstaltungen thematisierten Straßenplanungen in einen Kontext setzen und ließ eine gesamtheitliche Sicht auf die Planung der Weststadt und die dafür nötige Diskussion zu.
 

Frau Fuß schlug im persönlichen Gespräch vor, dass sich Vertreter der Stadt auch mit interessierten Gruppen auf Einladung in einem öffentlichen Rahmen zu Fragen zur Entwicklung des Sanierungsvorhabens in der Weststadt treffen.

Montag, 4. November 2024

Anliegerversammlung Ohlthaverstraße und Königskamp

 Die Anliegerversammlung sind die verbleibende Form der Bürgerbeteiligung. Es ist eine Anmeldung erforderlich. Trotz des Namens können alle Interessierten teilnehmen.

Es sollen die Gestaltung von einzelnen Straßenzügen besprochen werden. Themen, die den ganzen Stadtteil betreffen sollen nicht mit den Bürgern diskutiert werden.
 
Am 13.11.24, 17:00h gibt es eine Anliegerversammlung für Ohlthaverstraße und Königskamp.
Sie findet im Rathaus im Historicshen Festsaal statt. (ganz oben, der Raum in dem Ratssitzungen stattfinden)
Anmeldung bis zum 11.11.24 bei Frau Fuß (sanierung@leer.de oder 0491/9782129) oder beim Sanierungsbüro (martina.bruns@gfs-mbh.com oder 0491/9121412)
 
Die ausgearbeiteten Pläne kann man hier einsehen: